STAFFINGpro 2024: Das bewegt die Staffingbranche
Zum dritten Mal fand Mitte Oktober die STAFFINGpro in Wiesbaden statt – die wichtigste Messe für die Recruitingbranche. Gründerin und Geschäftsführerin von Inspirezz, Alenka Mladina, war vor Ort dabei und verrät im Interview, worüber die Branche aktuell diskutiert.
Alenka, du warst dieses Jahr schon zum dritten Mal auf der STAFFINGpro. Wie war dein Eindruck?
Auch in diesem Jahr war die STAFFINGpro als Leitmesse für die Personaldienstleistungsbranche sehr gut besucht. Die Expo fand in einer größeren Halle mit rund 60 Aussteller und 600 Besucher:innen statt.
Es war natürlich wie immer spannend, so viele verschiedene Recruitingunternehmen und Branchengrößen geballt an einem Ort versammelt zu sehen. Man begegnet sich ja sonst eher in kleiner Runde oder diskutiert auf LinkedIn. Persönlich auf einer Messe ist der Austausch jedoch immer etwas Besonderes – und diesmal kamen einige spannende Themen auf.
Welche Themen waren besonders spannend?
Ein sehr dominantes Thema war KI im Staffing und Recruiting. Das habe ich letztes Jahr schon gemerkt, aber diesmal war es noch deutlicher. Man spürt den Enthusiasmus und den Willen in der Branche, tief in das Thema einzusteigen. Allgemeiner Tenor: KI ist in der Zukunft aus der Recruitingbranche nicht mehr wegzudenken.
Auf der STAFFINGpro haben nahezu alle Aussteller die Möglichkeiten zur Nutzung von KI beleuchtet. Aber gerade die große Anzahl an Tools macht es für Staffingunternehmen unübersichtlich. Besonders am Stand von Bullhorn und textkernel by Bullhorn fiel auf, dass Unternehmen verlässliche Partner für ihre KI-Strategie und Umsetzung sowie integrierte KI-Lösungen suchen.
Mit Blick auf die wirtschaftliche Lage: Wie wirkt sich die Konjunktur auf die Staffinbranche aus?
Insbesondere die Arbeitnehmerüberlassung (ANÜ) steckt schon länger in der Krise, und inzwischen ist auch der Bereich „ Perm in einigen Branchen wie Automobil betroffen. Das Freelancer-Geschäft läuft noch, steht aber ebenfalls unter Margendruck.
Dem Fachkräftemangel zum Trotz scheinen sich die Messebesucher nicht so sehr um die Bewerberakquise zu sorgen, aber die Zurückhaltung auf Kundenseite ist groß.
T. André Sola, Verbandsvorsitzender bei APSCo Deutschland, brachte es in einem Interview mit Compeet auf der STAFFINGpro auf den Punkt: Nach einem kurzen Aufschwung ist die Branche jetzt wieder in der Realität des Krisenjahrs 2020 angekommen. Seiner Aussage „Es gibt keine Geschenke mehr, nur noch harten Vertrieb“ würde ich hinzufügen „und wirksame Marketingstrategien, die auf Leads einzahlen“. Wichtig ist jetzt, den Blick nach vorne zu lenken und zu investieren – vor allem in die digitale Transformation und ins Marketing, um mehr Sichtbarkeit und eine klare Positionierung als Recruiting-Spezialist zu erreichen.
In Krisenzeiten kürzen Personaldienstleister häufig die Marketingbudgets. War das ein Thema auf der STAFFINGpro?
In der Vergangenheit war das oft so, und aktuell höre ich Ähnliches von größeren Personaldienstleistern. Bei kleinen und mittleren Unternehmen hat sich das jedoch geändert. Während der Corona-Pandemie erkannten viele Personaldienstleister und Personalvermittler, wie Marketing die Sales-Pipeline leichter füllen kann. Zwar gibt es weiterhin Fälle, in denen Marketingabteilungen schrumpfen oder Budgetkürzungen hinnehmen müssen, doch wir bei Inspirezz sind glücklicherweise davon bislang nicht betroffen.
Marketing entfaltet seine Wirkung oft erst nach Wochen oder sogar Monaten richtig. Aber entwickelt man einmal die richtige Strategie, bleibt es eine starke Grundlage für Sichtbarkeit und ganz wichtig – den Vertrauensaufbau. Wer jetzt Marketing auf Eis legt, der verzichtet ganz klar auf Sichtbarkeit und Leads. Und zwar langfristig!
Liegt der aktuelle Fokus von Staffingunternehmen mehr auf der Kundenseite?
Ganz sicher. Das ist auch sinnvoll, der Umsatz kommt ja von Kundenseite. Aber Staffingunternehmen sollten die Kandidatenakquise nicht vernachlässigen. Denn selbst vor dem Hintergrund einer schwierigeren Auftragslage dürfen wir eines nicht vergessen: Die Erwartungen der Kandidat:innen sind hoch: Ein schneller Recruitingprozess wird vorausgesetzt, ebenso dass sie stets über den Bewerbungsfortschritt auf dem Laufenden gehalten werden.
Wenn Personaldienstleister diese Erwartungen nicht erfüllen, orientieren sich die Talente anders. Dann kann auch die beste Kundenakquise nicht mehr helfen. Für alle, die ihr Marketing auch auf die Kandidatenseite richten wollen, empfehle ich den neuen GRID 2024 Talent-Trends-Report von Bullhorn. Dieser gibt einen umfassenden Einblick, worauf Kandidat:innen von heute Wert legen.
Alenka, was war dein persönliches Highlight auf der STAFFINGpro?
Muss ich mich auf eins beschränken? Wie eingangs schon erwähnt, fand ich vor allem die Begegnungen mit alten und neuen Bekannten fantastisch – diese Gespräche sind für mich eine echte Bereicherung.
Ein weiteres Highlight war aber natürlich die Keynote zum ersten Gehaltscheck für die deutsche Staffingbranche von APSCo Deutschland, den wir gemeinsam mit trendence und Cobalt Deutschland GmbH als Mitsponsor unterstützt haben.
Da hat mich ein Ergebnis beeindruckt: In der Staffingbranche sind über die Hälfte der Teilnehmenden bei der Umfrage zum Gehaltscheck positiv oder sehr positiv gestimmt – den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und dem teilweise schlechten Image in der Öffentlichkeit zum Trotz. Aktuell sind nur knapp 12% der Personalberatenden, Recruiter und Consultants auf Jobsuche. Das sind doch perfekte Voraussetzungen für einen guten Jahresabschluss.
Vielen Dank für das Gespräch, Alenka!
Du möchtest mehr über meine Eindrücke hören und was ich auf der Messe gelernt habe? Dann melde dich bei mir und ich erzähle dir mehr über die Themen, die die Recruitingbranche aktuell bewegen.