
OMR-Learnings #1:
Wenn Mega-Influencer floppen & was das für Personaldienstleister bedeutet
Letzte Woche tauchte ich in die inspirierende Welt der OMR ein – Deutschlands führendem Digital-Marketing-Event. Es war überwältigend: So viele kreative Köpfe und spannende Themen an einem Ort, gekrönt von Speakern wie Ryan Reynolds oder Dirk Nowitzki und meiner persönlichen Favoritin Amy Webb.
Was mich besonders faszinierte: Die auffällige Parallele zwischen manchen Trends im OMR-Universum und unserer Branche. Die wichtigsten Learnings teile ich hier mit euch, ergänzt um meine persönlichen Erkenntnisse und Empfehlungen für Staffingunternehmen. Heute geht es um das Thema Influencer und Personal Branding.
Der überraschende Niedergang der Mega-Influencer
In seiner aufschlussreichen Keynote „German State of the Art“ sprach der Philipp Westermayer, Gründer und Geschäftsführer der OMR, über ein Phänomen, das viele überraschen dürfte: Die großen Influencer verlieren zunehmend an Wirkungskraft. Er belegte dies mit drei bemerkenswerten Beispielen:
- Snoop Dogg als Werbegesicht für Solo Stove
- Cristiano Ronaldo für Vista Alegre
- Lionel Messi für die MGO Holding
Das Ergebnis? Alle drei Unternehmen mussten massive Umsatzeinbrüche hinnehmen, nachdem diese weltbekannten Persönlichkeiten für sie geworben hatten. Im Fall von Solo Stove brachte die Marketingkampagne zwar 60.000 neue Follower und sprach eine neue Zielgruppe an. Die Umsätze gingen aber so stark zurück, dass der CEO seinen Posten räumen musste.
Eine Erkenntnis, die dich zum Nachdenken anregen darf: Große Namen garantieren keinen großen Erfolg.
Die Parallele zur Führungsherausforderung in deiner Personalberatung
Diese Beobachtung spiegelt ein strategisches Dilemma wider, das mir in zahlreichen Gesprächen mit Geschäftsführern von Personalberatungen begegnet: die Ambivalenz gegenüber dem Aufbau von Personal Brands im eigenen Haus. Die Bedenken sind aus deiner Führungsperspektive durchaus nachvollziehbar:
- Werden Ressourcen, die in die Markenbildung einzelner Mitarbeiter fließen, wirtschaftlich sinnvoll investiert?
- Wie verändert sich das Abhängigkeitsverhältnis, wenn Berater zu eigenen Marken werden?
- Welche Risiken entstehen für den weiteren Unternehmenserfolg, wenn der Mitarbeiter mit einer starken Personal Brand das Unternehmen verlässt?
- Wie lässt sich der ROI solcher Investitionen überhaupt messen?
Fragen wie diese sind berechtigt. Dennoch lohnt sich ein zweiter Blick. Denn genau hier liegt auch eine große Chance für die Positionierung deiner Personalvermittlung am Markt.
Warum strategisches Personal Branding für dich unverzichtbar ist
Vorneweg: Nur auf eine Corporate-Brand-Strategie zu setzen, greift ebenfalls zu kurz. Besonders in der Personaldienstleistung, wo Vertrauen die Währung ist, mit der du Kunden und Kandidaten überzeugst.
Was bedeutet das für dich? Wenn du nicht strategisch in die Sichtbarkeit deiner Personalberater investierst, riskierst du langfristig Marktanteile. Unabhängig davon, wie stark deine Corporate Brand ist.
Aus meiner persönlichen Erfahrung kann ich das nur bestätigen: Auf der STAFFINGpro letztes Jahr in Wiesbaden wurde ich mehrfach positiv auf meine LinkedIn-Posts angesprochen. Interessanterweise oft von Geschäftsführern, die meinen Content nie öffentlich liken oder kommentieren. Diese leise, aber wirksame Sichtbarkeit zeigt, wie wichtig der Aufbau von Personal Brands in der Personalvermittlung und Personaldienstleistung ist.
Außerdem generiert diese „stille Präsenz“ im Bewusstsein deiner Entscheider Leads, die sich in keiner Social-Media-Metrik messen lassen – sich aber direkt in deiner Pipeline niederschlagen.
Die strategische Relevanz deiner Corporate Brand
Gleichzeitig bleibt deine Corporate Brand das strategische Rückgrat deiner Personalvermittlung und Personalberatung. Sie schafft den Rahmen, in dem individuelle Beratermarken florieren können.
Bei Gesprächen mit Neukunden erlebe ich regelmäßig, wie meine 14 Jahre Marketingverantwortung bei Robert Half, einem der führenden Personaldienstleister weltweit, einen unmittelbaren Vertrauensvorschuss erzeugt. Diese Verbindung zu einer etablierten Marke sorgt dafür, dass selbst erste Gespräche mit CEOs und Entscheidern von Anfang an auf Augenhöhe stattfinden.
Die Herausforderung für dich als Geschäftsführer: Die Wirkung von Branding-Maßnahmen lässt sich oft nicht in kurzfristigen ROI-Berechnungen abbilden. Die Versuchung ist groß, Marketingbudgets stattdessen in unmittelbar messbare Aktivitäten zu investieren.
Doch dieser kurzfristige Blick verkennt das Potenzial, das eine durchdachte Marketingsstrategie entfalten kann, wenn die richtigen Kanäle und Formate ideal zusammenspielen. Denn in der Personalvermittlung zählt jedes LinkedIn-Profil, jede E-Mail und jedes Gespräch eines Personalberaters auch langfristig auf den Markenwert ein. Und damit direkt auf die Positionierung, das Image und den Premium-Preis, den deine Personaldienstleistung am Markt durchsetzen kann.
Die Lösung liegt in der Integration beider Brandingwelten
Beim Thema Personal Brand vs. Corporate Brand geht es nicht um ein „Entweder-oder„, sondern um strategische Integration. Damit dir die Umsetzung gelingt und nachhaltiger Erfolg möglich wird, empfehle ich dir folgenden Drei-Stufen-Plan:
1. Strategische Grundlagenarbeit:
- Definiere deine Markenidentität, Vision und Mission. Was sind deine echten USPs?
- Identifiziere zum Start 2-3 Personalberater mit Lust zur Sichtbarkeit und Potenzial für starke Personal Brands
- Lege KPIs fest und entwickle einen ROI-Messrahmen, der Branding-Erfolge über längere Zeiträume abbildet
2. Strukturierte Implementation:
- Schaffe klare Richtlinien für den Aufbau von Personal Brands
- Investiere in professionelle Unterstützung für deine Key Player (Coaching, Content, Tools, KI)
- Etabliere regelmäßige Brand-Reviews mit klaren KPIs
3. Operationelle Integration:
- Nutze Corporate Channels zur strategischen Verstärkung von Berater-Content
- Entwickle ein „Brand Asset Management“, das auch beim Ausscheiden von Personal Brands funktioniert
- Berücksichtige Personal Branding-Leistungen in deinen Vergütungs- und Partnersystemen
Diese Integration ermöglicht dir, die Vorteile beider Welten zu nutzen, ohne deren Risiken zu ignorieren.
OMR-Learnings #1: Mein persönliches Fazit und was das für deine Personaldienstleistung bedeutet
Was du als Geschäftsführer von den Entwicklungen im Influencer-Marketing lernen kannst: Es geht nicht um die Wahl zwischen Corporate und Personal Branding, sondern um die strategische Orchestrierung beider Elemente.
Das bedeutet:
- Investiere in beide Markenebenen: Mit klarer Strategie und klaren Rahmenbedingungen
- Unterstütze deine Personalberater dabei, zu Thought Leaders zu werden
- Miss die Wirkung über längere Zeiträume und betrachte das Gesamtbild
- Entwickle Strukturen, die Personal Brands integrieren, ohne von ihnen abhängig zu werden
Wenn sogar große Namen wie Ronaldo keine Erfolgsgarantie mehr sind, wird die authentische Verbindung zwischen Corporate Reputation und persönlicher Expertise zum eigentlichen Wettbewerbsvorteil.
Der Erfolg einer Sichtbarkeitsstrategie liegt nicht in der Wahl zwischen „Aufbau einzelner Personenmarken“ vs. „Aufbau einer Unternehmensmarke“. Sondern in einer strategischen Integration beider Branding-Dimensionen.
Wie steht deine Personalberatung zum Thema Personal Branding? Hast du ähnliche Beobachtungen gemacht oder andere Strategien entwickelt? Ich freue mich auf den Austausch – gerne in den Kommentaren oder in einem direkten Gespräch.